Schlagwort: Löw

Einwurf 01/2017

Der Confederations Cup

Nun läuft er, der Confed Cup. In Russland, so sagen die Medien unisono, ist es ein politischer Wettbewerb. Persönlich habe ich noch nichts davon mitbekommen. Die Russen freuten sich darauf und auch die Besuche in den Arenen sind doch einigermaßen hoch. Auch, wenn unsere Medien uns etwas anderes suggerieren möchten. Nennt mir von den letzten Großereignissen wie EM oder WM z.B. Spiele der Vorrunde, die regelmäßig ausverkauft waren. Es gab immer große Lücken und das verursacht die Sponsoren-Politik der FIFA und UEFA. Wurden in der längeren Vergangenheit Karten ausgegeben, konnte man sicher sein, dass, neben den Fans der jeweiligen Mannschaften, auch das Volk der Ausrichternation anwesend war. Ob dies bei der WM in Südafrika zwingend der Fall war, darf bezweifelt werden. Zutritt zu den Arenen hatten hauptsächlich Sponsoren und deren Kunden. Es ging ungefähr mit der WM in Frankreich 1998 los, dass Sponsoren die Mehrheit der Karten bekamen. Dies führte auch in meiner damaligen Firma dazu, dass wir Karten von Lieferanten erhielten und diese unter den Mitarbeiten quasi verlost wurden. Die Folge waren große Lücken in den Stadien, die ebenso große Verwunderung auslösten. Denn, nicht jeder Kunde der Sponsoren hatte auch Zeit oder Lust, am Spiel teil zu nehmen. Na ja, es ist, wie es ist.

Was mich persönlich etwas verwirrt und auch ein wenig verärgert, ist die Tatsache, dass dieser Konföderationen-Pokal nicht mehr Wertschätzung erfährt. So schickt ausgerechnet der Weltmeister Deutschland „nur“ seine B- beziehungsweise C-Mannschaft auf das Feld. Löw erklärt es damit, dass es geradezu ein Geschenk für die deutsche Nationalmannschaft sei, dass der Confed Cup stattfinde. Könne er so doch testen um Perspektivspieler zu generieren und sich dabei auf die WM im nächsten Jahr vorbereiten. Ich denke, ja, dass ist ein Weg. Aber bitte nicht die gesamte Mannschaft mit Perspektivspielern bestücken, ein wenig Erfahrung hätte meiner Einschätzung nach schon sein müssen. Auch die Aussage, dass man nicht mit aller Macht gewinnen müsse finde ich fatal. Denn, was ist spannender, als alle Meister aller Kontinente plus Weltmeister und Ausrichter ausspielen zu lassen, wer der beste von allen ist? Das muß nicht zwangsläufig der Weltmeister sein. Alle anderen Nationen schicken ihre erste Garnitur, nur Deutschland nicht. Ich finde, das ist ein falsches Signal. Ein wenig mehr Wertschätzung würde hier weiterhelfen.

Dann stehen viele Veränderungen der Regeln ins Haus. Eine dieser Regeln betrifft z.B. die Nettospielzeit. So soll die reine Spielzeit auf 60 Minuten begrenzt werden und die Uhr bei jeder Beeinträchtigung des Spiels angehalten werden, ähnlich wie im Eishockey oder beim Handball. Generell habe ich nichts dagegen einzuwenden, wenn es eine Nettospielzeit gäbe. Die Unart des Zeitschindens würde so aufgelöst werden und auch die Bayern würden nicht mehr in der 98. Minute deutscher Meister, weil der Schiedsrichter gerne so entscheidet. Nur die Spielzeit sollte nicht verkürzt werden. Diese Spielzeit ist die Ware, die der zahlende Fußballfan erwarten darf, wenn er den Preis für ein Ticket zahlt. Das ist das Event, weswegen er ins Stadion geht. Er wird um eine halbe Stunde beraubt. Die Spieler stehen im Zeitstopp nur herum und können sich sogar verpflegen, die Kräfte der Spieler werden durch die 90Minuten netto nicht beraubt. Weiteres dazu findet Ihr hier http://bit.ly/2rNZlIF

Schauen wir auch auf den Videobeweis. Diese, wie ich finde, relativ sinnvolle Ergänzung sollte mit Bedacht eingesetzt werden. Im Spiel Kamerun-Chile führte dies dazu, dass es drei Einsätze des Videobeweises gab. Die Zuschauer wunderten sich über die plötzliche Entscheidung des Schiedsrichters, das zuvor gegebene Tor der Kameruner wieder abzuerkennen. Niemand wußte so richtig, was los war und ob es überhaupt der Schiedsrichter selber war, der den Videobeweis angefordert hat. Ich habe diese Szene leider nicht gesehen, aber es ging wohl um ein angebliches Foul am Chilenen Vidal. Die zweite Szene sorgte ebenfalls für Verwirrung. Nach einem Tor der Chilenen herrschte wieder Verwirrung. Wieder wußte niemand, was los war, bis feststand, dass der Videobeweis angefordert wurde und zu Tage brachte, dass der Torschütze der Chilenen wohl im Abseits stand. Hier sorgte ein ungefähr mit 10 Minuten Verspätung gebrachtes Bild mit Linien für Aufklärung und entlarvte tatsächlich das Abseits den Chilenen. Die dritte Szene, kurz vor Schluß der Begegnung, in der Nachspielzeit. Hier wurde zunächst nach einem vermeintlichen Treffer der Chilenen zum 0:2 mit großer Geste des Schiedsrichters (er zeichnete einen Bildschirm in die Luft) der nächste Videobeweis angekündigt. Er erbrachte, dass der Torschütze eben nicht im Abseits stand und der Treffer damit gültig war. Ich war froh, habe ich dadurch doch noch 72,50 EUR bei einer Onlinewette gewonnen ;-). Aber es zeigt auch, dass das System zwar funktioniert, sich aber noch einspielen muß. Normalerweise entscheidet ja der Schiedsrichter über die Anforderung eines Videobeweises und sonst niemand. Dann sollte ein Bild möglichst direkt nach der Entscheidung an die Fernsehsender gegeben werden, damit die Zuschauer nicht im Regen stehen gelassen werden. Desweiteren muß man ernsthaft überlegen, für welche Szenen ein Videobeweis angefordert werden soll. Ewige Analysen beeinträchtigen den Spielverlauf.

Schauen wir mal, wohin uns der Confed Cup führt und was die neuen Regeln bringen. Unten könnt Ihr gerne Kommentare hinterlassen und Euren Senf zu meinem Geschreibsel abgeben. Mein erster Einwurf ist hiermit erstellt.